Berliner Ratgeber für pflegende Angehörige

"Damit der Einsatz füreinander nicht zu einer Überforderung wird, ist es wichtig, sich rechtzeitig Hilfe beim helfen zu holen, sagt Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege im Vorwort des aktuellen Ratgebers für pflegende Angehörige. Genau das ist das Ziel der Publikation, die seit 23 Jahren von der RAGA, der Regionalen Arbeitsgemeinschaft Alten- und Angehörigenberatung Berlin in Kooperation mit der aperçu Verlagsgesellschaft mbH herausgegeben wird. "Der Ratgeber soll Sie mit wichtigen Informationen und nützlichen Hinweisen in Ihrem Pflegealltag unterstützen", bekräftigt Gabriele Tammen-Parr von wir pflegen! Interessenvertretung Selbsthilfe pflegender Angehöriger in Berlin e.V.

Pflege sichtbar machen

Herbert Probst ist selbst Vereinsmitglied. Der 68-Jährige lebt mit seiner Frau Barbara  (69) zusammen mit ihrer Krankheit. "Unsere Mission ist, Pflege sichtbar zu machen", sagt er – und beschreibt Schwierigkeiten, Anforderungen, aber auch gemeinsame Freuden im Alltag. Die Publikation informiert über Beratungsstellen, wo pflegende Angehörige wertvolle Informationen erhalten, und über die "Woche der pflegenden Angehörigen", die  vom 25. Mai bis 1. Juni 2024 Wertschätzung und eine Auszeit vom Pflegealltag bietet.

Leistungen der Pflegeversicherung

Wie erhalte ich Leistungen der Pflegeversicherung? Ausführlich wird erläutert, was zu tun ist,  wie die Pflegebedürftigkeit festgestellt wird und wie sich auf den Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen vorbereitet werden sollte. Erläutert wird, welche Leistungen pflegende Angehörige aktuell erhalten. Die Pflege des Partners oder der Partnerin kann sich mitunter tiefgreifend auf die Partnerschaft auswirken. Ein  Beitrag beschäftigt sich damit, wie Pflege im Alter die Partnerschaft verändert.

Besondere und alltägliche Krisen

Die Pandemie ist vorbei - aber was bedeuten Krisen für pflegende Angehörige? Eine Studie fragte nach und lässt überlegen: Wie vorbereitet sind wir - zum Beispiel auch auf Hitzewellen oder Stromausfälle, wenn niemand den Pflegedienst klingeln hört. Auch dafür bedarf es eines Krisenplanes. Nuray Arslan ist Gründerin und Leiterin des Vereins "Besondere Menschen", die Krankheiten zusammenführen, die bleiben werden. Sie berichtet über die gemeinsamen Freuden im Verein und wie ihr als alleinerziehende Mutter eines autistischen Kindes mit Down-Syndrom die abrechenbare Nachbarschaftshilfe hilft, ab und an unbeschwert tanzen zu gehen.

Hilfe in der Gruppe

Eine große Hilfe und Unterstützung sind die zahlreichen Selbsthilfeangebote. Sortiert nach Bezirken, haben pflegende Angehörige die Möglichkeit verschiedenste Gruppen zu finden, die ihnen wertvollen Austausch ermöglichen. Eine Entlastung und Unterstützung bieten "Angebote zur Unterstützung im Alltag" - von Betreuung und Alltagsbegleitung über haushaltsnahe Dienstleistungen, bis zu gemeinsamer Freizeitgestaltung, begleiteten Spaziergängen, Reisen und Wochenendfahrten. In jedem Bezirk werden verschiedenste Angebote aufgelistet.

Mobil und gut versorgt

Hinweise gibt es zur Begleitung in Bus und Bahn, zu Mobilitätstraining, Sonderfahrdienst, Mobilitätshilfediensten. Auch der Besuch einer Tagespflege durch den erkrankten Menschen kann es ermöglichen, weiterhin in der eigenen Häuslichkeit wohnen zu bleiben und pflegende An- und Zugehörige zu entlasten. Sie werden ebenso aufgelistet wie die Kurzzeitpflegen. Wer sich online informieren will, findet schließlich zahlreiche Webseiten zum Weitersagen.


Wo ist die Broschüre erhältlich?

Die Broschüre erschien in einer Auflage von 20.000 Exemplaren. Sie ist kostenfrei erhältlich bei den Mitgliedern der RAGA, bei den Pflegestützpunkten, den Kontaktstellen PflegeEngagement und vielen mit der Pflege betrauten Einrichtungen. Sie kann auch bei der aperçu Verlagsgesellschaft mbH, Gubener Straße 47, 10243 Berlin, von 8 bis 16 Uhr abgeholt werden.